Die BernerZeitung reagierte auf unsere Medienmitteilung zum Beschluss des Bundesrates, den Autobahn-Anschluss wie geplant zu bauen, mit einem Spurwechsel-Porträt vor Ort:
Unser Präsident Markus Heinzer wird zitiert:
«Wenn wir das Klimaproblem endlich ernst nehmen, müssen wir damit aufhören, Mehrverkehr auf der Strasse mit Kapazitätsausbau zu begegnen.»
Angesprochen auf das schöne Projekt einer luftig hohen Langsamverkehrsbrücke über den ganzen Autobahn-Anschluss hinweg, sagt er:
«Man könnte meinen, es handle sich um ein Projekt zur Förderung des Langsamverkehrs, aber das ist es, trotz klarer Verbesserungen, nicht. Im Gegenteil.» Denn: Die Fussgänger- und Velobrücke «sieht auf der Visualisierung sicher toll aus, aber wir haben uns das Projekt im Gelände konkret zu veranschaulichen versucht. Der Höhenunterschied zum Kulminationspunkt der Velobrücke wird so gross sein, dass es wohl nur mit dem E-Bike Spass macht, sie zu erklimmen.»
Unser grundsätzliche Kritik am Autobahn-Ausbau erhält damit prominent Platz in der grössten Berner Tageszeitung:
Das offizielle Ziel der Umgestaltung des Autobahnanschlusses ist die Entflechtung der Verkehrsströme, aber «wenn alles flüssiger läuft, nimmt auch die Kapazität zu, womit der Anschluss mehr Autos schlucken kann», argumentiert Heinzer.
Die schrittweise geplanten zusätzlichen Autobahnspuren zwischen Kirchberg und Schönbühl, am Grauholz sowie die Untertunnelungsidee für den Bypass Bern-Ost zwischen Schosshalde und Muri schaukeln sich laut Heinzer insgesamt zu einer Kettenreaktion in Form von mehr Kapazität für den Autoverkehr hoch. (…) Der zu Stosszeiten dauerverstopfte Anschluss Wankdorf sei das Scharnierstück, das nun zuerst an die Hand genommen werde. «Wenn man hier die Staus auflöst, verlagern sie sich zum nächsten Engpass, das ist unvermeidlich», sagt Heinzer. Man baue sich so die Argumente für den weiteren Autobahnausbau herbei, und das müsse verhindert werden.
Berner Zeitung am 6.7.2020
Prompt löste dieser Artikel bei einigen prominenten Ausbau-Befürwortern etwas aus: Thomas Itten (Gemeindepräsident von Ostermundigen und Präsident der Verkehrskommission der Regionalkonferenz Bern-Mittelland), Marco Rupp (Gemeindepräsident von Ittigen) und Alec von Graffenried (Stadtpräsident von Bern) fühlten sich genötigt, ihre Sicht auf die Dinge ebenfalls vor Ort präsentieren zu müssen:
Alec von Graffenried sieht den Wankdorf-Anschluss ganz in der offiziellen Lesart des Bundesamtes für Strassen als Puzzle-Teil, der schliesslich den Bypass Ost ermöglichen würde. Der Verein Spurwechsel kritisiert diese Verknüpfung von unabhängigen Projekten. Wenn es im Ostring wirklich darum gehen würde, die Stadt zu reparieren und nicht darum, die Kapazität der Autobahn zu erhöhen (was alle grünen Parteien sowieso ablehnen), dann wäre der Tunnel auch ohne neuen Anschluss Wankdorf eine gute Lösung.
Als dem Stadtpräsidenten anschliessend in den Kommentarspalten und in den sozialen Medien eine Welle der Kritik entgegenbrandete (von Michael Sutter SP, Gabriela Blatter glp und weiteren), versuchte er seine Aussagen zu relativieren: Er sei konform mit der Motion Sutter «Nein zum massiven Kapazitätsausbau des Autobahnanschlusses Wankdorf». Es bleibt allerdings sein Geheimnis, wie er diese Motion mit dem klaren Nein im Titel, die von einer grossen Mehrheit des Stadtrats (mit Support aller linken Parteien und bis in die Mitte zur glp) mit seinem Ja zum Wankdorf-Anschluss im vorangegangenen Artikel in Einklang bringt.