Nationales Studien- und Besucherzentrum Stau

Idee von Anton Lehmann, Ostermundigen

Das A6-Autobahnteilstück zwischen Ausfahrt Ostring und Verzweigung A1/A6 im Wankdorf eignet sich gemäss der Analyse des Bundesamtes für Strassen ASTRA ausserordentlich gut, um das Verhalten des Phänomens Stau zu studieren. Angesichts der anstehenden Veränderungen in Bezug auf die Energie- und Verkehrswende in Richtung Nachhaltigkeit sollten bedeutende, bis heute ungelöste Forschungsfragen endlich ausführlich geklärt werden: Wie entsteht Stau? Wie lässt sich Stau modellieren? Wie lässt sich Stau verhindern? Was tun die Menschen, wenn sie im Stau sitzen? Was sind die Auswirkungen auf die Psyche der Autofahrenden? Der Fragenkatalog lässt sich beliebig erweitern.

Offenbar steht nun die Zukunft des Autobahn-Teilstücks rund um den Anschluss Wankdorf zur Disposition. Unser Verein möchte diese Gelegenheit ergreifen und ein Projekt ins Spiel bringen, das speziell gut in die grünste Stadt der Schweiz passen würde: Ein nationales Forschungs- und Publikumszentrum zum Thema Stau im Strassenverkehr. Folgende Eckpunkte geben eine Vorstellung des Projekts:

Studientätigkeit

Ein dynamisches Team von Forschenden stellt die Zentrums-Forschungs-Community dar. Sie definiert zusammen mit Projektpartnern die Forschungsfragen und führt Studien und Analysen durch. Eine rege Publikationstätigkeit im In- und Ausland ist vorgesehen.

Entlang der Stau-Teststrecke Ostring-Wankdorf werden auf Brücken moderne Stau-Sensoren und Messgeräte installiert. In Zusammenarbeit mit KI-getriebenen Kameras entsteht so eine Datenfülle, die zur Auswertung von allen möglichen Analysen dienen kann.

Die Studientätigkeit kann über Drittmittel (Schweizerischer Nationalfonds, EU-Horizon) und über Kooperationen mit Hoch- und Fachschulen in der ganzen Schweiz und in Europa finanziert werden.

Publikumszentrum

Entlang der Autobahnstrecke werden diverse Aussichtsplattformen, Tribünen und Besucher-Pavillons erstellt. Besuchende werden auf einem innovativen Themenrundweg mit Hintergrundwissen und Anschauungsbeispielen konfrontiert. Hierzu sind moderne Kommunikationstechnologien wie Touch-Screens und Animationen auf dem eigenen Handy (zugänglich direkt via QR-Codes) vorgesehen. Auch ein geführter Audio-Rundgang kann Einzelbesuchende je nach Bedarf begeistern.

Für Schulklassen aus der ganzen Schweiz können geführte Touren mit interaktiven Vermittlungsformen mit erfahrenen und pädagogisch geschulten Trainern/Trainerinnen gebucht werden. Die Inhalte sind speziell auf den Lehrplan 21 abgestimmt (Kompetenzen im Bereich «Natur, Mensch & Gesellschaft», speziell: Die Schülerinnen und Schüler können Bedeutung und Folgen technischer Entwicklungen für Mensch und Umwelt einschätzen. Und: Die Schülerinnen und Schüler können Alltagsgeräte und technische Anlagen untersuchen und nachkonstruieren.). Je nach Kooperationen mit den politischen Gemeinden können Schulen aus der Agglomeration Bern preisbefreit werden.

Integraler Bestandteil und Hauptattraktion des Publikumszentrums ist die «Live»-Stau-Beeinflussungsmaschine: Eine komplexe Versuchsanlage, die auf Knopfdruck mit Manipulationen auf der Autobahn (Wechsel von Verkehrsschildern, temporäre Höchstgeschwindigkeitsbegrenzungen, audiovisuelle Effekte wie Martinshorn) und die anschliessende Analyse der Folgen ermöglicht. Hier kann mit eigenen Augen die Entstehung und Auflösung von Stausituationen mitverfolgt und analysiert werden.

Das Publikumszentrum wird in Zusammenarbeit mit dem Technorama (Winterthur) und dem Verkehrshaus (Luzern) konzipiert und betrieben. Diese beiden führenden Technik-Museen haben bereits ein grosses Interesse an einer Kooperation signalisiert. Damit einhergehend können Synergien genutzt werden. Angedacht ist beispielsweise ein Kombi-Ticket, das den Besuch von allen 3 Museen in einer Woche enthält.

Nachhaltigkeit

Das geplante Nationale Studienzentrum Stau ist auf längerfristiges Bestehen ausgelegt. Dies zeigen auch die Bemühungen des Vereins zu einer breiten Abstützung auf bereits erfolgreichen Institutionen wie Verkehrshaus, Technorama, Hochschulen und Nationalfonds.

Im Hinblick auf die Pariser Klimaziele, die die Schweiz ratifiziert hat, können im Studienzentrum auch über eine lange Dauer im Längsschnittdesign Fragen wie folgende beforscht und beantwortet werden: Wie wirkt sich die Reduktion des Autoverkehrs (im Hinblick auf Netto Null 2050) auf die Entwicklung des Staus auf Autobahnen aus? Mit welchen Massnahmen kann gefahrlos künstlicher Stau zur Vergrämung von Autofahrenden (im Hinblick auf die Umorientierung auf Velo und öV) provoziert werden? Welche Side-Effects und Kollateralschäden müssen dabei beachtet und in Kauf genommen werden? Alle diese Fragestellungen haben auch starke ethische Komponenten, die von einem speziellen Forschungs-Subteam zu Ethik, Moral und Sozialwissenschaften in Angriff genommen werden können.

Für den Verein Stauzukunft Schweiz