Der Verein Spurwechsel sieht sich durch die Kosten-Nutzen-Analyse des Bundesamts für Strassen (ASTRA) bestätigt: Der geplante Ausbau des Wankdorf-Anschlusses generiert neuen Mehrverkehr und damit mehr Unfälle und Klimagase. Wie die «Hauptstadt» enthüllte, haben die Projektverantwortlichen bezüglich Mehrverkehr bisher falsch informiert. Der Verein Spurwechsel lanciert nun eine städtische Initiative gegen das Wankdorf-Ausbauprojekt: So kann die Stadtbevölkerung dieses Projekt noch stoppen.
Die Enthüllungen der «Hauptstadt» vom 31.3.2023 zeigen eine neue Dimension in der fragwürdigen Informations- und Partizipationspolitik der offiziellen Stellen bei den Autobahnplänen in der Region Bern. Bereits vor diesem Bericht war offensichtlich, dass der lokale Widerstand kleingeredet, die Sorgen der Bevölkerung einfach als unbegründet abgetan und angemessene Protestformen verunmöglicht werden. Nun wurde neu bekannt, dass das ASTRA die Bevölkerung im Raum Bern nie transparent informiert hat und irreführende Halbwahrheiten im Raum stehen liess: Das ASTRA wusste aufgrund der selbst in Auftrag gegebenen Studie seit 2019, dass das Projekt nicht nur auf zukünftig prognostizierten Mehrverkehr reagieren (Angebot folgt Nachfrage) sondern auch neuen Mehrverkehr generieren würde (Angebot schafft Nachfrage). Und zwar mehrere hundert Autofahrten pro Tag, die durch Umsteigen vom öffentlichen Verkehr und vom Langsamverkehr aufs Auto und durch neue Zielwahl-Effekte zustande kommen. Die Studie rechnet zudem vor, dass der starke Mehrverkehr auf dem neuen Knoten unter dem Strich zu mehr Unfällen führen würde.
Hier finden Sie die Kosten-Nutzen-Analyse des Bundesamts für Strassen
Dass die Verantwortlichen das Projekt trotzdem als blosse Verbesserungsmassnahme bei der Abwicklung des ohnehin stattfindenden Verkehrs verkauft und die Aufhebung des vermeintlichen „Unfallschwerpunkts“ als ein Hauptargument für das Projekt aufführt, ist schlicht skandalös! Um diese Informationstaktik aufzuarbeiten, werden unsere Stadträt*innen Vorstösse im Stadtrat einreichen.
Der Verein Spurwechsel sieht sich durch die Enthüllungen vollumfänglich bestätigt. Insbesondere fühlt er sich in seinem Vorhaben bestärkt, gegen den Ausbau des Anschlusses Wankdorf eine städtische Initiative zu lancieren. Es darf nicht sein, dass ein Projekt, welches das städtische Strassennetz mit Mehrverkehr flutet, mit wissentlich falschen Versprechungen (dass kein Mehrverkehr generiert und der Verkehr sicherer werde) an der betroffenen Bevölkerung vorbei beschlossen wird! Der Vorstand wird deshalb der Spurwechsel-Mitgliederversammlung am 3. Mai 2023 die Lancierung einer städtischen Initiative beantragen. Diese fixiert als Grundsatz der städtischen Verkehrspolitik, dass der Gemeinderat und mit ihm auch die Stadtverwaltung sich mit allen verfügbaren Mitteln gegen Autobahnprojekte in der Region Bern-Mittelland wehren, die Mehrverkehr ermöglichen. Der Bypass Ost wäre von diesem Grundsatz nicht betroffen, sofern zusätzlich generierter MIV-Verkehr ausgeschlossen werden kann. Mit diesem neuen Grundsatz soll der Berner Gemeinderat endlich dazu gebracht werden, seine Unterstützung für das Wankdorf-Ausbauprojekt aufzugeben. Da der Bund in der Realität keine Autobahnprojekte gegen klaren Widerstand der lokalen Bevölkerung bauen kann, wird damit der Weg frei für eine wirkliche Lösung der Verkehrsprobleme durch eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs. Denn die Zeit der Strassenausbauten ist definitiv vorbei.