Positionsbezug gegen Strassenausbau-Ideen der Regionalkonferenz

Die Spurwechsel-Visualisierung oben zeigt die vom ASTRA geprüften Varianten für einen Halbanschluss Grauholz an N1 nach dem 8-Spur-Ausbau: V1 (dunkelrot: Bestvariante), V3 (hellrot, links – oder gestrichelt rechts der Autobahn).

Die Regionalkonferenz Bern-Mittelland propagiert die alte Idee eines Autobahn-Halbanschlusses Grauholz neu und will Kapazitätsausbauten zwischen den Anschlüssen Weyermannshaus und Wankdorf unterstützen. Im öffentlichen Mitwirkungsverfahren nimmt der Verein Spurwechsel dezidiert dagegen Stellung.

Die Idee eines Halbanschlusses an die Grauholz-Autobahn zwischen Ittigen und Zollikofen ist vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) mehrfach geprüft und verworfen worden (letztmals 2021). Im Rahmen der “Aktualisierung des regionalen Basisstrassennetzes MIV” hat die Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) die Idee wieder aufs politische Tapet gebracht. Im öffentlichen Mitwirkungsverfahren, das vom 7.11.2023 bis zum 31.1.2024 dauerte, ist das Vorhaben zuerst lange unbeachtet geblieben. Doch kurz vor Ablauf der Mitwirkungsfrist haben “Der Bund” und die “Berner Zeitung” ausführlich darüber berichtet.

  • Grundsätzliche Kritik an der Studie der Regionalkonferenz

Wie der VCS Region Bern und verschiedene regionale und lokale Parteien hat auch der Verein Spurwechsel eine ablehnende Stellungnahme eingereicht. Darin wird grundsätzliche Kritik an der Mitwirkungsvorlage angebracht: Es werde bloss eine Fortschreibung des Basisstrassennetzes aus dem RGSK 2016 angestrebt und propagiert, ohne auf die seither grundlegend veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen auf Bundes- und Kantonsebene insbesondere zugunsten des Klimaschutzes einzugehen. Es werde selektiv das einseitige Ziel verfolgt, Stau- und Fahrzeiten kurzfristig zu vermindern bzw. zu vermeiden. Es fehle eine ganzheitliche, vorausschauende Sichtweise und die Suche nach allenfalls auch innovativen Ansätzen, um der verfassungsmässigen Verpflichtung zur Reduktion von Lärm, Luftschadstoffen und Treibhausgasen wenigstens ansatzweise Rechnung zu tragen.

Neben weiterer grundsätzlicher Kritik setzt sich der Verein Spurwechsel detailliert mit den Empfehlungen der RKBM-Begleitgruppe auseinander, die das Autobahnnetz betreffen:

  • NEIN zu einem Halbanschluss Grauholz

Der Verein Spurwechsel lehnt die Wiederaufnahme der bereits mehrfach verworfenen Idee eines Halbanschlusses Grauholz in aller Deutlichkeit ab. Sie setzt gemäss ASTRA-Machbarkeitsstudie den ebenfalls abzulehnenden 8-Spur-Ausbau der N1 zwischen Bern-Wankdorf und Schönbühl voraus, der von der Stadt Bern und direkt betroffenen Gemeinden (namentlich Zollikofen und Bolligen) mittels Einsprachen grundsätzlich bekämpft wird. Er führt zu Mehrverkehr auf der N1 sowie zu Mehr- und Ausweichverkehr auf Zufahrtsstrassen bis in die Wohnquartiere von Zollikofen, Münchenbuchsee, Ittigen und Bolligen hinein. Es müssten laut ASTRA-Studie etliche Strassenstücke ausgebaut und flankierende Massnahmen zur Verkehrslenkung sowie zum Schutz von öV, Velo- und Fussverkehr getroffen werden; letztere wären aber wegen des verbleibenden grossen Verkehrsaufkommens nicht umsetzbar. Der Verein Spurwechsel beantragt eine Ablehnung der Begleitgruppen-Empfehlung oder – als Eventualantrag – zumindest eine Neubewertung unter Berücksichtigung der ASTRA-Machbarkeitsstudie, die der Regionalkonferenz seit 2020 bekannt war, mit einer Modellierung und Analyse des zu erwartenden induzierten Mehrverkehrs sowie eine transparentere Darlegung aller Auswirkungen vor einem Entscheid über das weitere Vorgehen.

  • NEIN zum Kapazitätsausbau Weyermannshaus-Wankdorf (via Felsenau-Viadukt)

Der Verein Spurwechsel unterstützt die Sperrung des Bahnhofplatzes für den MIV grundsätzlich (ganz im Sinne seines statutarischen Zwecks, sich für Lebensqualität und den Schutz der Bevölkerung vor zusätzlichem Autoverkehr einzusetzen). Er lehnt jedoch das in der Empfehlung der Begleitgruppe enthaltene Bekenntnis der Region zur so genannten Engpassbeseitigung Weyermannshaus – Wankdorf entschieden ab. Es sind keine Pläne bekannt, wie das ASTRA diese sogenannte Engpassbeseitigung vornehmen möchte. Insbesondere für die Teilstrecke des Felsenau-Viadukts liegen keine Lösungsansätze vor. Gegen die früher propagierte Idee eines zweiten Felsenau-Viadukts haben sich Region und betroffene Gemeinden früher erfolgreich zur Wehr gesetzt. Der Verein Spurwechsel beurteilt den Ausbau des Abschnitts zudem in verkehrlicher Hinsicht als unnötig und schädlich, insbesondere wegen des dadurch induzierten Mehrverkehrs. Unabhängig davon ist es verfrüht, sich zu solchen Bestrebungen zu bekennen, solange die Absichten des ASTRA nicht öffentlich und transparent dargelegt sind.

(31.1.2024)