Partizipativer Prozess im Amphitheater Grosse Allmend

Idee von Michael Bock, 3006 Bern

Entgegen der Annahmen in der Hochglanzbroschüre des ASTRA gehe ich schon seit wir hier wohnen (2013) – und seit dem vermehrten Homeoffice (2020) noch öfters – gerne um und über die Kleine und Grosse Allmend spazieren und habe den Ort mit seinem Charme als freie Fläche mit Waldrand-Gefühl lieben gelernt.

Durch den geplanten Ausbau fürchte ich neben einigen nachteiligen lokalen Auswirkungen v.a. eine Befeuerung des Klimawandels und ebenso den Verlust von Biodiversität. Hierzu seien genannt der 6. Sachstandsberichts zum Klimawandel und der Spezialbericht zum 1.5°C-Ziel des IPCC und das IPBES-Assessment zu Biodiversität und Ökosystemleistungen. Demnach ist es dringlich, die Treiber für den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität auf allen gesellschaftlichen Ebenen anzugehen. Heute sagte Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Professor an der Universität Potsdam, zum Erscheinen des 6. Sachstandsbericht der Arbeitsgruppe 2 in Bezug auf unser Handeln gegen den Klimawandel: «Wenn wir versagen, riskieren wir nicht nur massive Klimaauswirkungen, sondern lösen womöglich auch Folgen-Kaskaden aus. Kaskaden, bei denen der Zusammenbruch von Ökosystemen die Erwärmung verstärkt und zu noch grösserer sozialer Instabilität führt.

Der IPCC-Bericht zeigt sehr klar: Die Zeit zum Handeln ist gekommen.» Die Europäische Umweltagentur (EUA) kommt in ihrem Bericht SOER 2020 zu dem Schluss, dass Europa seine Umweltziele für 2030 nicht erreichen wird, wenn in den nächsten zehn Jahren nicht dringend gebotene Massnahmen gegen den alarmierenden Rückgang der Artenvielfalt, die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels und den übermässigen Verbrauch natürlicher Ressourcen ergriffen werden. Es wird global eine Umkehr und eine Transformation hin zu ökologischer Nachhaltigkeit in allen Bereichen und Sektoren verlangt. Auch gemäss dem Ansatz der Planetaren Belastungsgrenzen muss dies unser aller Ziel sein.

In der Schweiz werden auch politisch ähnlich ehrgeizige Ziele gesetzt: So beschloss der Bundesrat bis 2050 Netto-Null Treibhausgas-Emissionen zu erreichen und hat schon früher die Strategie Biodiversität Schweiz und Aktionsplan beschlossen.

Leider stehen diese Ziele im starken Gegensatz zur aktuellen Entwicklung zahlreicher Indikatoren. Um die Bedeutung des Verkehrs hervorzuheben nenne ich hier die Treibhausgasemissionen des Sektor Verkehrs gemäss Treibhausgasinventar (1990-2019), die auf der Seite des BAFU dargestellt sind. Zentral ist hier, anzuerkennen, dass trotz aller Bemühungen die Emissionen in den vergangenen 30 Jahren nicht entscheidend gesunken sind und dass die Emissionen des Verkehrs immer noch beinahe ein Drittel des nationalen Totals ausmachen; der Personenverkehr dominiert. Ein Ausbau des Strassennetzes hilft nicht für die nötige Reduktion.

Partizipativer Prozess im Amphitheater Grosse Allmend

Dagegen denke ich, dass es an der Zeit ist, das Narrativ zu ändern und von einem Guten Leben für alle mit weniger Verbrauch zu sprechen. In einem partizipativen Ansatz sollte es so möglich werden, die Demokratie und den zivilisatorischen Prozess voranzutreiben und ökologisch nachhaltige Lebensstile zunächst zu ermöglichen, dann für Viele diese zu pflegen und schliesslich Mehrheiten zu schaffen, dass die ganze Gesellschaft nachhaltig und in Frieden leben kann.

Als Alternative zum genannten Projekt soll daher folgende Idee entwickelt werden:

Ein partizipativer Prozesses zur konkreten Frage, ob und wie Änderungen an der bestehenden Infrastruktur um die Allmenden/Wankdorf heute im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen angemessen sind und weitergehend, wie unsere Gesellschaft mit weniger Verbrauch und bei Wohlstand leben kann.

An diesem Prozess kann die gesamte, breite, interessierte Bevölkerung teilnehmen, verschiedene grosse und kleine NGOs, unterstützt durch Expertinnen und Wissende zu verschiedenen Themen, zusammen mit der Verwaltung auf allen Ebenen, in regelmässigen Abständen und zu punktuellen Ereignissen.

Dies kann auf der Grossen Allmend stattfinden: der Hügel gegen die Autobahn eignet sich als natürliches Amphitheater hervorragend dazu, ist niederschwellig und gut erreichbar. Bei schlechtem Wetter könnte natürlich auch auf eine überdachte Lokalität ausgewichen werden.

Hierzu gebe ich hier gerne noch abschliessend die Verbindung zur bereits länger bestehenden Idee eines Zukunftsrates, ein Vorschlag, der für die nationale Ebene auch dem Bundeskanzler, Herr Thurnherr, bereits vorgestellt wurde, die aber auch für die kantonale und Gemeinde-Ebene sinnvoll sein kann und angesichts der geschilderten Herausforderungen des laufenden Jahrhunderts verfolgt werden sollte.