Im 4-Millionen-Franken-Pavillon hat das ASTRA eine riesige Propaganda-Show aufgezogen, die niemand sehen will. Derweil versucht es mit Lobbying in den Gemeinden rund um Bern, den Anschluss Wankdorf zu retten. Catherine Duttweiler berichtet in ihrem neuesten Artikel davon.
Die Show des Bundesamts für Strassen (ASTRA) hat es in sich: Wer sich für eine Führung im “Besucherzentrum” neben dem Anschluss Wankdorf anmeldet, den das ASTRA dort für nicht weniger als 3,8 Millionen Franken errichten liess, kann in ein “immersives Erlebnis” eintauchen.
Für die Propaganda zum neuen Wankdorf-Anschlusses (Projekt BUGAW) ist nur das beste gut genug: Riesige Leinwände, Cutting-Edge-Präsentationstechnik und das nach eigenen Angaben “grösste 3D-Stadtmodell der Welt” sollen die Menschen von den Vorzügen des 250-Millionen-Franken-Ausbaus im Wankdorf überzeugen.
Angesichts des riesigen Aufwands ist es erstaunlich, dass das ASTRA das schmucke Besucherzentrum nicht so recht zeigen mag. So wurde nach Informationen des Vereins Spurwechsel die lokale Bevölkerung nicht über die Führungen informiert. Ansonsten setzt das ASTRA die lokale Bevölkerung über jede grössere Baustelle auf seinem Netz mittels Hauswurf in Kenntnis. Selbst bei Google findet man nur mit viel Glück und den richtigen Suchbegriffen die eigens gestaltete Website, auf der man sich für die Führungen im Pavillon anmelden kann. So haben sich für die Führungen (vier pro Monat) bisher nur eine Handvoll Leute angemeldet.
Die Zurückhaltung des ASTRA folgt einer altbekannten Strategie: Werden kritische Reaktionen der Öffentlichkeit befürchtet, passt man sich an. So wurde letztes Jahr die lange geplante Auflage des Ausbauprojekts Schönbühl-Kirchberg verschoben, um vor der Volksabstimmung keinen Staub aufzuwirbeln. Genützt hat es bekanntlich nichts…
Das ASTRA setzt auf eine andere Strategie, um das Projekt BUGAW nach der Abstimmung vom November noch zu retten: Es tingelt seit einiger Zeit durch die Region, um die Gemeinderäte unter Ausschluss der Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es trotz Sistierung des Ausbaus den Anschluss in der geplanten Form noch immer brauche.
Ob das ASTRA mit seinem Lobbying mehr Erfolg haben wird als letztes Jahr mit der Verschiebung der öffentlichen Auflage, könnte sich bald zeigen. Vertreter*innen der kommunalen, regionalen und kantonalen Behörden wollen mit dem ASTRA zusammen in den nächsten Wochen über mögliche Verbesserungen des Wankdorf-Projekts diskutieren. Wir bleiben selbstverständlich dran und sind darum besorgt, dass das BUGAW-Projekt in dieser Form keine Zukunft hat. Für unser Engagement sind wir wie immer froh um Unterstützung.
